Outdoor - Ausgang ohne "freien" Freigang

Blinde Katzen schätzen frische Luft um die Nase und Sonnenschein auf dem Fell genauso wie jede andere Katze, einen katzensicheren Balkon (vernetzt) oder wenigstens eine breites Fensterbrett mit Netzsicherung sollten wir ihnen daher mindestens bieten.

Ein Garten ist natürlich noch viel besser, am schönsten ist aus Sicht der blinden Katze ein gesicherter Garten, d.h. so mit entsprechendem Zaun gesichert, dass kein Überwinden möglich ist, so kann sie sich innerhalb des Zaunes völlig frei bewegen.
Das läßt sich nicht überall baulich realisieren und bei meinem eigenen Garten sprach für mich noch dagegen, dass ich damit auch alle übrigen Tiere aus dem Garten ausschließe, also keine Igel, Füchse, Marder, Nachbarskatzen ihn betreten und nutzen könnten. Den Wildtieren hätte ich ein Stück Lebensraum genommen, das kam für mich nicht in Frage, weil es im Stadtgebiet bereits an Lebensraum für Wildtiere mangelt, also mußte ich eine andere Lösung finden, denn Vicky sollte den Garten mit ihren Gefährten genießen können.

Was echten Ausgang betrifft, gibt es sicher einen wesentlichen Unterschied zwischen einer im Alter oder durch Unfall erblindeten Katze, die bereits ihr Umfeld draußen kennt und einer blinden Katze, die es noch nie erfahren konnte, nie gesehen hat.
Ich vermute, Katzen die ihr Umfeld noch sehend kennengelernt haben, können womöglich auch weiterhin „frei“ zurecht kommen, eigene Erfahrung fehlt mir hierzu und es kommt sicherlich auf den Einzelfall und vor allem das Umfeld an.

Unsere Vicky hatte schon mit etwa 5 Wochen ihr Augenlicht aufgrund stark entzündeter Äuglein verloren und wahrscheinlich niemals richtig ihre Umgebung sehen können. Sie hatte von Anfang an gelernt mit ihren übrigen Sinnen zurechtzukommen und schaffte das bestens. Sie lernte gern hinzu und fand neue Räume spannend, legte sich scheints sofort eine Art Karte im Kopf an und merkte sie sich.
Draußen fehlen die engeren räumlichen Grenzen und es gibt sehr viel Ablenkung. Vorsichtshalber wollte ich sie mit Geschirr und Leine nach draußen lassen und beides akzeptierte Vicky sofort und ich lief neben ihr her, wo immer es sie hinzog. Zurück zur Haustür mußte ich sie allerdings dirigieren, sie fand nicht so gut zurück wie es drinnen klappte. Nachdem Vicky unser Grundstück mit einer normalen „kurzen“ Katzenleine schon kennengelernt hatte, habe ich einmal versucht sie ohne Leine laufen zu lassen, in der Hoffnung sie bliebe auf dem Grundstück, doch sie ist einfach unterm Tor nach draussen durch, über die Straße, immer weiter... und ich denke sie wäre zu weit gelaufen, hätte sich dann womöglich erschreckt und nicht zurückgefunden, ihr fehlten quasi die Grenzen, an denen sie sich sonst orientiert und die sie als Karte im Kopf hat. Von anderen Gefahren wie plötzlichen Begegnungen mit fremden Katzen, Hunden, alles wovor sie sich erschrecken konnte, Autoverkehr und letztendlich auch Menschen, die um ihre Behinderung nicht wußten, erst gar nicht zu reden.
Also mußte sie an der Leine bleiben.
Natürlich ist eine übliche, recht kurze Leine keine Freude, sie hatte mich und damit meine Beine immer direkt neben sich, konnte nicht so recht selbst bestimmen, hatte keinen großen Bewegungsradius wenn sie losspielen wollte. Also bekam sie eine 10 m Schleppleine und hatte damit schon gute Bewegungsfreiheit.

Später hatte ich ein Modell mit 20 m Länge gefunden, den schweren Karabiner gegen einen "Zudreh-Schlüsselring" aus dem Baumarkt ausgetauscht und so bekam Vicky mehr Möglichkeiten selbst zu bestimmen und noch mehr Bewegungsfreiheit. Besser geht immer und noch einige Jahre später fand sich als sehr gute Lösung eine "Mini-Schleppleine", die flach ist, nur 10 mm breit und in verschiedenen Längen erhältlich. Sie ist schön weich und sehr leicht, blieb unsere beste Leine und in für uns optimalen 25 m Länge (via Amazon gefunden) käuflich.
Die typischen Katzengeschirre sind beim Hinterherziehen der Leine nachteilig, der Zug überträgt sich auf den Hals/das Halsband vom Geschirr, Vicky hat das hingenommen, aber ich habe nach etwas gesucht, was den Treckinggeschirren der Hunde ähnelt - wo der Zug auf den Brustkorb geht, solche Variante gibt es leider bislang nur für Hunde.
Gefunden hatte ich dann endlich ein ideales katzentaugliches Hundegeschirr, das Karlie Flamingo in XS, das paßte Vicky am besten und hatte den kürzesten Brustgurtsteg, bei den meisten Hundegeschirren ist der Bruststeg für Katzen zu lang. Davor hatten wir ein sehr kleines Hundegeschirr der Marke Trixie, dann eins von AniOne in Größe XS, das Karlie Flamingo blieb aber bisher das Beste.

!Achtung!
Eine Katze in Panik kann sich fast immer aus einem Geschirr rauswinden, auch aus den Katzengeschirren, das leider fast immer, wenn das Geschirr ansonsten nicht viel zu fest sitzen soll! Das liegt an der Anatomie und Beweglichkeit des Katzenkörpers.
Ich habe das selbst erlebt als Vicky vor Jahren mal dermaßen in Panik geriet, daß sie nicht mal mehr mich erkannt hat, ich mußte sie in eine Decke wickeln und damit ins Haus tragen.
Es gibt auch Katzengeschirre die wie "eine Sicherheitsweste" sitzen, haben wir ausprobiert - das fand Vicky störend, zuviel Stoff auf dem Fell und damit im Sommer Stunden verbringen war nicht ihrs, ich bezweifel auch, dass solche Geschirre eine panische Katze sicherer halten würden.

das Karlie Flamingo Geschirr

Unsere beste Leine, die „Mini-Schleppleine“ via Amazon (mit KarlieFlamingo Geschirr), sie hatte eine sehr geringes Eigengewicht, war deshalb für Vicky zum Hinterherziehen ideal und sie verdrehte sich nicht wie die Feldleinen:

Vicky wußte genau wo was ist, der Rasenrand war ihr meist eine Orientierung und die Grenze zum "Beet" fand sie sowieso interessant.
Wenn sie ins dichtere Pflanzenfeld ging, muß ich ihr öfter helfen, denn Hinweg und Rückweg deckten sich selten und so wickelte sie ihre Leine um die Pflanzen und stoppte sich selbst - ich versuchte ihr beizubringen, bei "festem Zug" entgegen dem Zug zu laufen, aber das klappte nicht, auch wenn ich sie beim "Festhängen" genauso dirigiere, also konnte sie sich nicht selbst befreien und brauchte "Aufsicht". Allein lassen ging sowieso nicht und sollte man eine blinde Katze auch nicht, falls irgendwas Ungewöhnliches plötzlich Panik auslöst (Feuerwerksböller in der Nachbarschaft wegen Fußballtor, fremde dominante Katze, ...).
Vicky war es aber sowieso lieber, ich saß in der Nähe und machte außer höchstens mit einem Auge lesen nichts nebenbei, sie fühlte sich so sicherer, ansonsten drehte sie nur eine kurze Runde im Hof und legte sich hinters Auto auf die Steine. An diesem Platz konnte sie Stunden verbringen und ich dann mit einem Buch auch.
Ihr zweiter Lieblingsplatz war hinten im Garten auf der Holzbank, aber nur, wenn in den umliegenden Gärten alles recht ruhig war und sie ihre Umgebung dadurch gut wahrnehmen konnte.

25 m Leinenlänge, am Gartenschlauchhalter festgemacht, ermöglichten ihr einen Radius fast über das ganze Grundstück und den nutzte Vicky auch. Als Toilette hat sie den Garten nie benutzt, sie ging völlig selbstverständlich mit Leine in den Eingangsraum, sprang in eine der großen Klowannen, erledigte ihr Geschäft und ging dann zurück in den Garten. Die lange Leine hat ihr die geliebte Selbstbestimmung, Frischluft und spannende Erlebnisse im Garten ermöglicht.
Vicky hat im Garten leidenschaftlich gern Mücken und Motten in der Dämmerung gejagt und gefangen, die Kleinlebewesen fand sie generell sehr spannend und sie hat mir Dinge gezeigt, die ich sonst gar nicht bemerkt habe. An einem Tag fanden gleichzeitig die Hochzeitsflüge mehrerer Ameisenvölker nebeneinander im Garten statt, das z.B. ist mir nur aufgefallen, weil Vicky wie gebannt davorsaß und es auf ihre Art mitverfolgte.

auf der Bank lag sie gern und natürlich fand sie den Platz jedesmal allein, stoppte knapp davor und tastete mit der Pfote nach dem Holz

Weinbergschnecke am Teppich vor der Haustreppe, Vicky blieb kaum etwas verborgen



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